Sage vom vermessenen Dudding

Zwei Männer und ein Pferd begegnen einem Hasen im Abendlicht – Sage vom vermessenen Dudding bei Wremen.
Bauer Dudding war reich, stolz und hartherzig. Er prahlte mit seinem Besitz und verspottete die Warnung seines Knechts – bis sich ein Hase zwischen den Hufen seines Pferdes fing. Von da an wandte sich sein Glück. Feld um Feld verlor er, bis er verarmt das Land verlassen musste.

Der vermessene Dudding – Hochmut und Fall in Duddingen

Zwischen den Dörfern Schmarren und Höchte, dort, wo sich die Felder von Misselwarden und Wremen berühren, liegt ein einzelner Hof – einsam und vom Wind umtost. Noch heute nennen die Leute den alten Landweg dorthin den „Duddinger Weg“, und wer weiß, hört vielleicht den Namen nicht ohne ein leises Kopfschütteln. Denn hier soll sich einst eine Geschichte zugetragen haben, die man in der ganzen Marsch noch lange erzählte – die Sage vom vermessenen Dudding.

Damals trug der Hof den Namen Duddingen, und die Familie der Duddinge war weit und breit bekannt. Sie galten als wohlhabend, vielleicht sogar als die reichsten Leute in der Gegend. Generation um Generation hatten sie ihr Land vermehrt – durch Heirat, durch Kauf, durch Erbschaft. Weite Äcker gehörten ihnen, Viehherden zogen über saftige Weiden, und in den Scheunen stapelten sich Kornsäcke und Heuballen bis unter das Gebälk.

Der letzte seiner Linie, Bauer Dudding, war Herr über all dies. Er war kein schlechter Verwalter, aber stolz – zu stolz. Und mit jedem Jahr wuchs sein Hochmut. Man sagte, er habe sich eingeredet, er sei vom Schicksal selbst zum Reichtum bestimmt. Kein Mensch in Misselwarden oder Wremen besaß so viel Land wie er. Nur ein einziges Stück Weide gehörte noch einem anderen – und das allein hinderte ihn daran, den Weg von seinem Hof bis zur Kirche auf eigenem Grund und Boden zu gehen.

So oft er diesen Weg entlangritt, nagte der Gedanke an ihm. „Noch ein Stück Land“, murmelte er, „dann gehört mir alles.“ Er bot dem Nachbarn Geld, dann mehr Geld – doch der alte Mann wollte nicht verkaufen. Und so wurde Duddings Groll zum Gift.

Mit der Zeit sprach man in den Dörfern schlecht über ihn. Die Armen mieden ihn, und wer bei ihm arbeitete, tat es aus Not, nicht aus Treue. Denn Dudding war hart. Wenn Bettler an seine Tür kamen, schickte er sie fort. Wenn die Ernte schlecht ausfiel, machte er die Knechte verantwortlich. Und wenn er sprach, hörte man in seiner Stimme nur Spott.

Eines Tages stand er mit seinem Großknecht auf dem Feld. Es war Sommer, der Himmel weit und blau, und die Ähren wiegten sich im Wind. Der Knecht, ein stiller, gerechter Mann, hatte ihn seit Jahren gedient. Dudding aber sprach von seinem Reichtum, wie so oft.

„Siehst du all dies Land, Hinrich?“ sagte er und wies mit dem Stock über die Felder. „Von hier bis zum Horizont – alles meins. Bald kann ich bis zur Kirche gehen, ohne fremden Boden zu betreten.“

Der Knecht nickte, aber in seinem Blick lag Sorge. „Wohl büst du’n rieken Keerl, Weertsmann,“ antwortete er langsam, „aber lot di warnen, Herr. Wi hebben all vör uns sehn, wat Hochmut anricht. Keen vondag, de hüt von stillern Schotteln itt, mutt velllicht morgen all ut’n Trog mit Swien freten.“

Dudding lachte laut. „Was redst du, alter Mann! Mich trifft das nicht. Mein Besitz ist zu groß, mein Glück zu stark. So wahr…“ – er suchte nach einem Spottwort – „so wahr, as disse Peer keen Hasen griepen könt!“

Doch kaum hatte er ausgesprochen, blieb eines der Pferde plötzlich stehen, schnaubte, und als Dudding hinblickte, sah er – einen Hasen, der sich genau zwischen den Vorderhufen des Tieres gefangen hatte. Einen Augenblick lang stand alles still: der Wind, das Pferd, sogar die Vögel über dem Feld.

Der Knecht schlug das Kreuz. Dudding aber schwieg. Ohne ein Wort kehrten sie heim.

Von diesem Tag an wendete sich das Glück. Erst verdarb das Vieh, dann versandete der Brunnen, und schließlich versagten die Ernten. Dudding verlor Feld um Feld, musste verkaufen, leihen, zahlen – bis nichts mehr blieb als der Hof selbst. Als auch der verpfändet war, verließ er Duddingen, arm und gebrochen. Niemand wusste, wohin er ging.

Nur die Alten sagten, der Wind habe ihn zuletzt auf der Landstraße gesehen, allein, den Hut tief ins Gesicht gezogen. Seitdem weht an stürmischen Tagen über die Wiesen ein leises Pfeifen – als riefe das Land selbst nach Demut.

So erzählt man noch heute von Dudding, dem Vermessenen, dessen Stolz ihn alles kostete. Und wenn der Wind über den Duddinger Weg zieht, klingt es, als flüstere er: „Keen Geld holt länger as Gott sin Geduld.“

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